Kreta 2025.
Ein Inseltagebuch.
04. April | Απρίλιος
Καλό Μήνα (griech., Gruß, den man sich gegenseitig am ersten eines Monats sagt, um einen guten Monat zu wünschen).
Drei Wochen hat mein April in dem fast sommerlichen Frühling auf Kreta gedauert. Die ersten zehn Tage habe ich noch in München verbracht. für die Aryuveda-Kur in der Praxis Vaidyam von Sylvia und Ashish Gupta. Nun, wo diese wertvolle Zeit vorbei ist, und ich wieder zurück, mit Kopf und Körper, lässt sich etwas über diese Zeit sagen:
Es war meine erste praktische Erfahrung im Ayurveda, die in einen Rahmen mit täglichen Anwendungen und Begleitung durch einen Ayurveda Arzt aus Indien und eine wundervolle Heilpraktikerin eingebettet war.
Ob dies der richtige Ort für meine erste Ayurvedakur sein würde, würde ich am Ende sagen können - dachte ich. Doch schon am ersten Tag wusste ich es: Es hätte kein anderer Ort für mich sein können.
Und mir fehlen fast die Worte, um auszudrücken wie mein Herz schwingt. Neben all den Schätzen, die ich in mir entdeckte, sind es vor allem diese Aspekte, die mich von Anfang an verzauberten:
Die stets geschenkte Aufmerksamkeit, die volle Konzentration und die umfassende Professionalität von Sylvie und Ashish Gupta, ihre einzigartige Präsenz in den ganzheitlich wirkenden und wohltuend nährenden Anwendungen des Ayurveda, und all das mit soooo viel Herz, Wohlwollen und in einer so persönlichen und heilsamen Atmosphäre. Danke!
Nach vielen Massagen und Dampbädern und vielen anderen spannenden Erfahrungen hat es mich am Ende dann vom Hocker gehauen. Ich habe zum ersten Mal einen Stirnguss erlebt. Shirodhara. Ohne die vorbereitende Zeit der vorhergehenden zwei Wochen ayurvedischer Anwendungen in dieser Atmosphäre hätten bestimmt ein anderes Erlebnis hervorgebracht, ich bin froh, dass der Stirnguss so spät am Ende kam.
Denn es war das mit Wunderschönste, was ich in meinem Leben je erfahren durfte.
Es war als würde eine sanfte Hand, eine bedingungslos liebende Präsenz, meine Stirn und durch mein Haar streicheln, und das durchdringende Gefühl von „Alles ist gut“ erfüllte mich. Tränen der Dankbarkeit liefen aus meine Augen und vermischten sich mit dem Öl auf dem Laken. Kribbeln tiefster Verbundenheit: Verbundenheit mit den Geschenken dieses Lebens.
Da die Erfahrung dieser drei Wochen so intensiv war, und die Erkenntnis, dass - anders als zuvor stets angenommen - Pitta ein sehr starkes, das am stärksten vorherrschende Dosha meiner Konstitution ist, habe ich mir eine Erinnerung daran mitgenommen: kurzentschlossen habe ich mir die Haare in einem (dem) Pflanzenfarbenfriseurladen in München rot gefärbt. Das Feuer darf sichtbar sein.
Es war eine Überraschung, doch auch Philipp hat sich schnell dran gewöhnt :-)
Nun bin ich zurück. Ich habe einige Antworten mitgebracht - ob ich die Fragen gestellt habe, oder nicht. Und einige neue Fragen.
Und - ich möchte ehrlich sein - diese Ayurveda Kur war sehr reinigend. Vieles konnte gehen. Doch genauso hat sie mich (noch) mehr sensibilisiert. Damit verbunden kamen auch Zweifel und Hinterfragen. Diese sind noch da, in Bewegung, mal mehr mal weniger.
Unter anderem wurde ich sensibler für das, was mir wichtig ist, und das, was ich mir im Leben wünsche, und - in diesen Tagen war das so viel präsenter - was sich das Leben vielleicht von mir wünscht.
Dies wirkt noch, und hat - ich spüre es - Einfluss auf das, was alles so als nächstes kommt, oder nicht kommt.
Zurück auf Kreta in dem fast schon sommerlich anmutenden Frühling - der Mohn blüht und die Orangenbäume blühen erneut - freue ich mich über jede Mariendistel am Wegesrand. Selbst in unserem Garten hat eine überlebt, direkt am Haus.
Wir haben angefangen, Quadratmeter für Quadratmeter die abgestorbenen Pflanzen auszuharken und den Boden zu befreien. Ein gemeinsames Projekt, das noch etwas an Zeit in Anspruch nehmen wird. Doch es holt uns regelmäßig in den Garten, und Pep und Zoi kommen mit.
Zoi springt in den Olivenbaum oder erklimmt die Mauern. Sie ist eine absolute Grenzgängerin. Mit ihr habe ich nun drei Explorer in unserer vierköpfigen Familie. Mein „Learning“ diesbezüglich: Kontrolle (ist sowieso eine Illusion) ablegen, und die drei einfach machen lassen. Es macht Spaß ihnen beim Erkunden zu zu gucken! :-)
Wir haben jetzt einen Plattenspieler und ich entdecke einen ganz neuen Musikgenuss. Mir gefällt es, nicht mehr hineingesogen zu werden, in den endlosen Trichter von YouTube, Spotify und Co. Es ist ein ganz anderes Gefühl, eine Platte, beide Seiten, vielleicht auch mehrmals zu hören. Die Intention des Interpreten wird wieder spürbar.
Und dann haben wir uns wieder in die Natur begeben, die Insel erkundet.
An Karfreitag - hier sehr gesellig und nicht sooo heilig und streng wie in Deutschland - waren wir auf der Halbinsel Ravdoucha im Nordwesten. In nur 45 Minuten waren wir dort, es ist alles so schön nah - und so schön! Die Küste dort ist unglaublich und die Region haben wir schon ein zweites Mal erwandert - auch in Vorbereitung auf einen Ausflug, den ich Ende Mai während des Retreats hier auf Kreta organisiere.
Auf dem Weg hinab ans Meer haben wir kurz eine kleine Kapelle, die in den Stein gehauen wurde, besucht.
Und die Taverne am letzten Zipfel des Dorfes - man hat fast das Gefühl, es sei das Ende diese schönen Welt, und selbst das wäre in diesem Moment voll ok :-) - ist direkt am Meer gelegen und wir haben so köstlich gegessen. Einige Menschen gingen schon ins Wasser.
Und dann war Ostern. Lichtvoll und festlich, wie ich es noch nicht erlebt habe. Zwar bin ich am Ostersamstag nicht bis mitternacht wach geblieben - das ist der Moment des griechischen Ostern - doch der Gesang der Priester, der über Lautsprecher aus den Kirchen nach draußen übertragen wird, hat den ganzen Abend die Luft der Insel erfüllt. Mit einem Feuerwerk wurde dann die Auferstehung Christi gefeiert, „Christos Anesti!“, und das Fasten gebrochen.
Wenige Tage später waren wir in dem kleinen Bergdörfchen Asi Gonia. Dieser Ort ist traditionell und gleichsam historisch wie tragisch bedeutend (im zweiten Weltkrieg haben die deutschen Besatzer hier eins ihrer heftigen Massaker verübt).
Am 23.04. feiert man hier den Heiligen Georgios, den Schutzpatron der Hirten und Herden. Es ist schon berührend, denn hier werden an diesem Tag (oder am Ostermontag, je nachdem ob der Tag vor oder nach Ostern liegt) die Schafe und Ziegen der Region gesegnet.
Es war rundum berührend. Auch hier hallte der Gesang des Priesters und der um ihn versammelten weiblichen Stimmen über die Lautsprecher um die kleine Kapelle. Die Menschen kamen und stellten sich in die Schlange, um das Bild des heiligen Georgios am Eingang der Kapelle zu küssen, gingen hinein und kamen hinaus, zündeten vielleicht eine Kerze an. Es war ein Kommen und Gehen, und ein Tag der Begegnung, Geselligkeit. Dies war so schön anzusehen. Ganz anders als ich es von früher kenne: Der Gottesdienst geht los und bis dahin sind alle in der Kirche, und dann gehen sie wieder. Hier machte es einen zwar irgendwie katholischeren Eindruck, doch auch einen freieren. Für mich eine ganz neue Erfahrung (vielleicht auch weil ich ursprünglich evangelisch getauft war) :-).
Dann wurde die Milch der Ziegen und Schafe, die für diesen Tag gesammelt und abgefüllt wurde, an die Menschen verschenkt. Man konnte sich einen Becher mit der warmen, süßen Milch holen. Als ich das tat und auf dem Weg zurück zu unserem Platz war, liefen mir bereits die ersten Tränen. Das fühlte sich so besonders an. Und als ich die Milch dann trank, war es um mich geschehen. Dankbarkeit. Diese Heiligkeit des Moments, den man hier feierte. Die Heiligkeit der Tiere in diesem Moment, an diesem Tag. Und diese Großzügigkeit und Offenheit der Griechen, Kreter an diesem verlassenen Ort in den Bergen, der schon so viel gesehen hat in seiner Vergangenheit.
Dies hat mich sehr berührt. Und über den Grat von Kallikratis sind wir durch die Berge zurückgefahren, mit kurzem Blick auf das Meer der Südseite dann nach Norden zurückgekehrt.
Doch der Monat war noch nicht vorbei, und am vergangenen Freitag sind wir zum ersten Mal nach Elafonissi gefahren. Dort ist „einer der schönsten Strände der Welt“ zu finden (wenn auch der rote Sand größtenteils schon abgetragen wurde).
Wir haben auch hier die Fahrt über die Berge genossen und haben dann zunächst am Kloster Chrisokalitissa, auch „Golden Step“ genannt, besucht. Auch dies hat mich sehr berührt - nach Ostern und der Tiersegnung konnte ich gar nicht sagen, warum genau. Es war so schön, und besonders, wie alles diese Tage.
„Jetzt reicht es aber mit Gott“, sagte Philipp lachend, als wir von dort wegfuhren.
Der Strand von Elafonissi in den Abendstunden war schon wieder etwas leerer, und wunderschön. Philipp ging schwimmen, und Pep rannte durch die kleinen, ans Ufer schwappenden Wellen.
Es hat mein Herz erfüllt.
Und während ich dies schreibe, schlemme ich das letzte Stück Cheesecake, den ich aus dem Käse der Schafe und Ziegen gemacht habe, die am Tag des Heiligen Georgios gemolken wurden.
Der Winter ist für eine Woche zurückgekehrt, während in Deutschland der Sommer Einzug nimmt. Manchmal ist die Welt verrückt. Und die Überraschungen unvorhersehbar. Wie schön, dass es so ist!
So nutze ich die Drinnen-Zeit, um abzuschließen, was zwischen den Zeilen und Erlebnissen immer am entstehen ist.
Im Juni beginnt die Change Ahead-Transformationsgruppe, die online und in persönlicher Atmosphäre von nur 4 bis 8 Personen stattfinden wird. Ich freue mich schon sehr auf die intensive Reise, die wir gemeinsam beschreiten werden.
Und natürlich auf das Retreat YOGA. ART OF SOUL., das in weniger als einen Monat beginnt und aktuell noch ein Zimmer frei hat.
Habt eine gute Zeit ihr alle. Und euch wohl!
Marja
03. März | Μάρτιος
Der Monat März hat bunt begonnen. Der Karneval in Rethymno hat mich in Tanzlaune gebracht, und ein Versprechen habe ich mir gegeben: nächstes Jahr mit Kostüm!
Und dennoch Es sind es so viele März-Eindrücke auf der Insel zwischen Winteraus- und Frühlingeinzug, dass ich mich im Rückblick frage, wie all diese in so eine kurze Zeit gepasst haben.
Denn eigentlich war es nur ein kurzer März für mich auf Kreta (am 13.3. hab ich die Insel für vier Wochen verlassen, um in München eine Ayurveda Kur zu machen).
Nach dem Karneval folgte der Shrove Tuesday: Zum Pancake Day, der Schlemmtag vor der Fastenzeit, waren wir bei unserer Freundin Joan eingeladen. Sie hat uns mit so unendlich leckeren selbstgebackenen Crêpes und dazu Marmelade und den weltbesten Lemon Curd, auch selbstgemacht, verwöhnt. Es war ein so gemütlicher Abend, an dem wir im Schein des Feuers vorm Kamin unsere Bäuche genüsslich und unsere Seelen mit vertrauten Gesprächen füllen durften.
Joan vermietet übrigens auch Zimmer, und liebt es ihre Gäste in ihrem Haus inmitten ruhiger Olivengärten und umgeben von Schafsglockenklingeln mit sehr viel Herz und Gastfreude willkommen zu heißen.
Das wöchentliche Kirtansingen an verschiedenen Orten hier in der Region wärmt jedes Mal wieder mein Herz.
Auch dieses Jahr soll es wieder Teil des Retreats werden, das ich in diesem Jahr Ende Mai gebe.
Die letzten gemeinsamen Tage vor meiner Abreise haben Philipp und ich für zwei Ausflüge gewählt. Die Landschaft Kretas hat uns wie immer verzaubert.
Auf einem Wanderweg am Fuß der Lefka Ori (Weißen Berge) den schneebedeckten Gipfeln entgegen zu laufen und stundenlang niemandem zu begegnen, an einer Quelle das so frische und leckere und hier auf dieser trockenen Insel so heilige Geschenk des Wassers zu kosten und dann bis in die Haarspitzen erfüllt wieder nach Hause zurück zu kehren - dieses Glück braucht etwas Zeit um integriert zu werden.
Und dann ein Tag in die um diese Jahreszeit noch leere Lagune von Balos. Erste Schritte im Meer und trocknen in der Sonne. Das Gebimmel der Ziegen an den Hängen im Hintergrund. Der Gesang eines griechischen Fischers, der mit seinem Boot die seichten Gewässer der Lagune verlässt und ins Mittelmeer aufbricht, in einer Ruhe, die das Gefühl dieses wunderschönen Ortes um diese Jahreszeit untermalt.
Und dann hieß es Koffer packen, was Zoi zum Erkunden neuer Gemütlichkeitstests veranlasste, sodass sie fast als sprichwörtlich Blinder Passagier mit gereist wäre.
Ein Dämpfer erhielt mein letzter Tag auf Kreta, als wir erfuhren, dass - es gibt ein neues Gesetz zur Reduzierung von Brandherden auf Grundstücken, sprich die Verpflichtung zur Freihaltung von Flächen von frei wucherndem Bewuchs - unsere Vermieter kurzerhand unseren ganzen grünen Kleegarten (den wir mehr als liebten in dieser Jahreszeit, auf dieser sonst so trockenen Insel) mit Pestiziden besprüht haben.
Das tat im Herzen weh. Und in der Lunge. (Nein, ein Glyphosatverbot wird hier nicht praktiziert. Unglaublich, aber nein.)
Im nächsten Jahr wird das in unserem Garten nicht erneut passieren. Vielleicht entdecken wir nun endlich unseren grünen Daumen?
Mir blieb der traurige Anblick des brauner und brauner werdenden Gartens durch meine Abreise erspart.
Nun, nach meiner Rückkehr, während ich diese Zeilen schreibe, blicke ich schon wieder auf ein etwas freundlicheres Bild - Philipp und ich haben uns Gartengeräte von den Nachbarn geliehen und fahren Sack um Sack vertrocknete, und ausgerissene Pflanzenreste zum Müll, bevor der Garten neu erblühen kann.
Ein Zufall - welche es ja in meinen Augen nicht gibt: Meine Ayurvedatherapeutin Sylvia Gupta, die auch in Pflanzenkunde sehr fit ist, hat mir eine Pflanze empfohlen (als Tinktur): die Mariendistel. Und gerade diese hatte sich über das vergangene Jahr in unserem Garten auf Kreta angesiedelt! Hier wird sie als Unkraut bekämpft, doch ist sie symbolisch und in ihrer leberreinigenden Wirkung so wertvoll. (Auch gegen Pestizide im Körper, hurra.) „Die passenden Pflanzen kommen zu einem“, sagte Frau Gupta.
In München habe ich auch Martina zum ersten Mal in Person getroffen. Wir sind in Verbindung, seitdem sie im vergangenen Oktober bei meinem ersten Workshop zum Thema "hochSensibilität & Yoga" teilgenommen hat - und es war, als würden wir uns schon ewig kennen. Ein Spaziergang an der Isar und gemeinsames Kochen. Es war ein so wertvolles Willkommensgeschenk in München.
Genau wie das SoulScribbling, das ich mit meinen Neffen gemacht habe. Eine Stunde malen auf dem Boden, inmitten unendlich vielen Farben und Ideen. So schön!
Die Ayurveda Kur war übrigens der Hammer. Und auch die Zeit, die ich ganz für mich hatte. Es entstand viel SoulScribbling, und Ideen für die Zukunft. Die unerwartete Erkenntnis für mich war: Da ist ein großer Pitta-Anteil in mir, den ich nicht erwartet hatte. Schon nach den ersten Tagen der Kur ist er in Form von Kreativität explodiert! :-)
Im Nachgang hier also nun *Kalo Mina* („Guter Monat“, was man am 01. eines jeden Monats wünscht) - sehr verspätet, doch ich brauchte die Zeit um wieder ganz da zu sein :-)
Ich hoffe ihr seid gut in den April gewandert - durch diese so bewegten Sternentage Ende des Märzes - und hattet ein friedliches und gemütliches Osterfest.
Auf bald, im Mai, oder bei den Waves of Healing im April und zum Neumond-SoulScribbling am Sonntag 27.04.
Marja

02. Φεβρουάριος | Februar
Es ist Winter. Oder? Manchmal kaum zu glauben.
An den Rändern der Region Apokoronas, die nicht von Meer umgeben sind, ist man den magischen Lekfa Ori (Weißen Bergen) noch näher. Sie verzaubern. Die wunderschöne Landschaft lädt zum Auftanken ein. Wir gehen wandern. Ein ruhiger sonniger Samstag. Die weißen Spitzen der über 2000 m hohen Gipfel über uns, grüner Klee um uns, gespickt mit gelben Blumen, in den Olivenhainen brennen Feuer und der Geruch nach Holz strömt durch die Haine. Orangen- und Zitronenbäume hängen voll bis oben hin und verströmen ihren betörenden Geruch und Lebensfreude.
Es ist nicht so, dass es hier auf Kreta nicht regnen würde. Es ist nur so, dass öfter die Sonne scheint. Manchmal stürmt es auch, der Wind kann heftig werden, besonders hier an der Nordküste. Eine Ziegenglocke im Baum untermalt den Wind mit sehnsuchtsweckenden Klingeln, der hier auf Kreta sonst von den Bergen und Wiesen zu uns weht.
Es regnet meist nur kurz, und selbst winterliche regnerische Wochen können wir mit einem guten gemütlichen Gefühl annehmen. Danach strahlt der Schnee wieder frischer von den Bergen - wertvoller Wasservorrat für die Insel und das kommende Jahr - und wir blinzeln mit zusammengekniffenen Augen und einem freudigen Lächeln im Gesicht schon bald wieder der Sonne entgegen.
Die Hängematte hängt schon an manchen Tagen, und unsere Fahrräder rollen auch endlich wieder über die Straßen von Apokoronas.
Pep und Zoi machen es sich gemütlich, wann immer möglich auf dem Sofa oder in Sesseln, gern in unserer Nähe.
Ab und an bebt die Erde, von Santorini aus. Die Erdbeben-App zeigt die sich häufenden Beben der schönen Vulkaninsel, an einem Tag sind es fast keine zehn Minuten Abstand zwischen den Beben, um die 4 (Ri.Sk.). Manchmal spürt man es sogar auf Kreta. Afrika liegt zwar südlich von Kreta, doch dort, wo die afrikanische Kontinentalplatte schon weit unter die Europäische Platte gesunken ist, ist der Ort, wo Vulkanismus - und häufig Erdbeben - entstehen.
Dann gibt es ein paar Beben über 5 (das ist 10 Mal so viel wie vorher), und dann wird es stiller. Nun kommen noch vereinzelte Meldungen auf der App. Dass das so bleibt, oder weniger wird, wüsche ich den Einwohnern von Santorini sehr.
Uns zieht es regelmäßig raus. An den Strand mit dem Hund, oder in die Berge. Und da der Regen an der Küste oft den Schnee in den Bergen bedeutet, sind wir natürlich eines Tages auch auf die Omalos Hochebene gefahren, um durch Schnee zu wandern. Wir mussten erst ein paar Höhenmeter zurücklegen, doch auf dem Weg zur Kallergi-Hütte fing es an zu regnen, hageln und schneien. Oben angekommen durften wir uns in der gerade geöffneten Hütte am grad entfachten Ofen aufwärmen und wunderbaren kretischen Malotira-Tee trinken.
Donnerstags. Das Kirtansingen. Stets eine gemütlich inzwischen wohlig vertraute Runde, mal hier mal dort. Eine mir sehr liebgewonnene Routine.
Auch das Puzzeln, und die ersten Einblicke in die Welt der Neurographik.
Montags und Mittwochs darf ich die Waves of Healing anbieten, Zoi kümmert sich oft um das Vorprogramm. „Verbindung und Sehnsucht war das Thema des Februars“.
Es wird Frühling, ja. Und Karneval steht vor der Tür. Und auch die bunten Farben der immer mehr erblühenden Natur um uns.
Hier ist diese Jahreszeit bereits die Zeit der Fülle und Blüte. Farben, ob in Pflanzen oder an den Himmel gezaubert. Oft fehlen die Worte.
Während ich dies schreibe, demonstrieren und streiken tausende der griechischen Einwohner im ganzen Land. Heute ist der zweite Jahrestag des tragischen Unfalls zweier Züge, bei denen viele Menschen, vor allem junge, ums Leben kamen. Die Stimmung ist bedrückend, und erhitzt. Die, Ursachen wurden bis jetzt nicht aufgeklärt - weil die Regierung nicht versucht hat sie aufzuklären. Doch wer bin ich, Zugewanderte aus Deutschland - ein Urteil steht mir weder zu noch könnte oder wollte ich es fällen.
Danke für dein Mitlesen und auf diese Weise Begleiten einzelner meiner Schritte dieses Monats, dieses Jahres.
01. Ιανουάριος | Januar
Ein neues Jahr, das uns gleich zu Beginn mit so vielen neuen Eindrücke und neuen Fügungen zu Geduld und Ruhe eingeladen hat (ein 9er Jahr eben, die passende Tugend hier ist Geduld).
Der Schnee auf den Lefka Ort (weißen Bergen), traumhaft und essentiell zugleich. Wir waren wandern in den Hügeln am Fuße der Berge, schöne ruhige Momente, und die Touristensaison so weit weg.
Schafe und Ziegen, ihre Lämmer, und das Läuten ihrer Glocken. Sehnsucht und Wohlgefühl zugleich.
Dazu unglaublich warme Tage, das erste Mal schon Sonnencreme, grüne Wiesen, Blumen und summende Insekten.
Orangen! Und Avocados. All diese wunderbaren Früchte wachsen hier in den Gärten, und schmecken so unbeschreiblich gut. Orangen so saftig und süß, ihr Duft steigt im Vorbeigehen in unsere Nasen, die Avocados so cremig wie Butter. Ein wohltuender Genuss für Körper und Seele.
Die Katze Zoi, ein ganz neues Kapitel in unserem Leben. Und ihre unglaubliche Lebenslust und Freude. Die tiefgehende OP, die in mir viel an die Oberfläche kommen ließ, während die tapferste Katze, die ich kenne, sich von dem Eingriff erholt. Ein Auge wurde entfernt, und sie wurde im selben Zug sterilisiert.
Der Heilungsweg ist tief und lang. Doch Zoi sieht die Welt mit ganz eigenen Augen, und ureigener Kraft.
Euch allen einen guten Übergang in den Februar.